Bauch nicht gut - Mensch nicht gut
Wenn es dem Bauch nicht gut geht, dann geht es dem ganzen Mensch nicht gut!
Ich liebe Laufen. Es ist meine große Leidenschaft, Balsam für meine Seele, Ablassventil für Frust und Stress, Ausgleich zum Alltag, frische Luft und Licht für meine manchmal etwas überstrapazierte Psyche. Es gibt Tage und Stunden an denen sauge ich einen Sonnenaufgang, die Abendstimmung, den nahenden Frühling mit seinen ersten Blümchen, Sommerabendluft oder auch schneebedeckte Felder und blitzeblauen Himmel so wie viele andere unglaubliche Szenarien förmlich in mich auf, in der Hoffnung sie dort für immer speichern zu können.
Ich möchte einmal behaupten, dass es über 10 Jahre lang nur eine einzige Angelegenheit gab, die mir, von 2003 bis Anfang 2014, das Laufen zur Hölle gemacht hat. Egal ob locker oder intensiv, kurz oder lang, flach oder bergig, warm oder kalt – ich konnte so gut wie keinen Lauf ohne Toilettenpapier in der Tasche absolvieren. Es gab keinen Wettkampf ohne Magen-Darm Probleme. Schwer sich an so etwas zu gewöhnen. Ich habe es lange versucht und wäre fast daran verzweifelt.
Anfang 2013 habe ich dann, auf Anraten meines damaligen Trainers, den Koffein Konsum eingestellt. Kein einfacher Verzicht – ich liebte meinen frisch gebrühten Espresso am Morgen. Ich dachte es gäbe (fast) keinen schöneren Start in den Tag. Aber, es stellte sich schon sehr bald eine sehr deutliche Besserung ein. Zu deutlich um wieder umzukehren und so landete das Espressokännchen ganz weit hinten in meinem Schrank. Das Bauchgrummeln wurde weniger, aber, es war immer noch nicht ganz verbannt.
Also stellte ich den Konsum von Milch und Joghurt ebenfalls ein. Wegen der darin enthaltenen Laktose. Quark gab es nur noch in sehr geringen Mengen. Das ergab noch einmal eine minimale Besserung. Aber ich konnte immer noch nicht sorgenfrei in meine Laufeinheiten starten.
Seit März 2014 bin ich dann den Gluten- und Gliadinhaltigen Getreiden an den Kragen gegangen bzw. habe ich mich von Ihnen auf Nimmerwiedersehen verabschiedet. Pasta habe ich lange schon nicht mehr gegessen aber eben Vollkornbrot, Müsli und Brötchen. Nicht in übertriebenem Maße, aber eben regelmäßig. Es hat nicht lange gedauert und meine Magen/Darmprobleme gehörten der Vergangenheit an. BÄÄÄÄM - Just like that!
Endlich einfach laufen gehen zu können ohne an Toilettenpapier zu denken oder sich eine Strecke mit Büschen suchen zu müssen – ein Traum!!!
Ich verzichte außer auf Zucker, Milch und Getreide nach wie vor auf Koffein, aber inzwischen aus dem Grund, dass es die Cortisol Produktion anregt. Da mein Körper so oder so schon ausreichend unter Strom steht, brauche ich nicht mehr sondern weniger Stresshormone.
Das Schöne daran: Ich vermisse den Kaffee ganz und gar nicht. Im Gegenteil – ich fühle mich so viel erholter, entspannter und ausgeglichener.
Zu schnell wird Koffein als Aufputschmittel missbraucht und nicht mehr als Genussmittel verzehrt. Ich hatte irgendwann das Gefühl ich könnte meinen nächsten Kunden nur mit einem vorangegangenen doppelten Espresso ordentlich betreuen, dann dachte ich die nächste Trainingseinheit überstehe ich nicht ohne meinen Koffein-Fix und am Schreibtisch sitzen und acht Stunden Trainingspläne schreiben, das war doch bei einer Tasse Kaffee gleich doppelt so schön :)
Aber das Gegenteil war der Fall. „Tired but wired“ heißt es im Englischen so treffend. Ich war nach wie vor völlig kaputt aber fühlte mich wie unter Strom gestellt. Oftmals merkt man erst rückblickend wie verdammt schlecht es einem ergangen ist. Wenn man eh schon eine nicht-enden-wollende TO DO Liste vor sich hat, dann sollte man den Körper eher runterholen statt ihn weiter auf die Palme zu jagen. Jetzt weiß ich das. Irgendwann war es dann soweit, dass ich keine Nacht mehr schlafen konnte. Mein Körper kam überhaupt nicht mehr hinterher.
Um spätestens 22:00 Uhr machte ich zwar brav das Licht aus, aber nur um es wieder und wieder, Nacht für Nacht, um Punkt 2:00 Uhr anzuknipsen – weil an Schlaf nicht mehr zu denken war. Ich fühlte mich als ob mein System im Leerlauf steckt, am Hohldrehen ist, ohne jeglichen Halt und ohne irgendein Ziel, völlig verselbstständigt. Der Schalter auf Dauer-ON. Ich habe versucht meinen Koffein Konsum in Grenzen zu halten, aber irgendwann gemerkt, dass ich mit jeder schlaflosen Nacht mehr Koffein brauchte um den Tag zu überstehen (und die halbe Nacht dann ja noch dazu). Ein Teufelskreis. Bis ich dann mal auf das Thema „Adrenal Fatigue“ gestoßen bin.
Nebennierenrindenschwäche oder Nebennierenrinden-Insuffizienz. Die Nebennierenrinde „sitzt“ auf unseren Nieren, sie ist eine Hormondrüse, zuständig für Adrenalin und Noradrenalin Produktion.
Adrenalin ist ein Stresshormon – ins Blut ausgeschüttet bewirkt es unter anderem einen Anstieg der Herzfrequenz, des Blutdrucks und führt zur Bronchialerweiterung. Auch Noradrenalin lässt den Blutdruck steigen. Zwei weitere in der Nebennierenrinde produzierte Hormone sind Aldosteron und Cortisol.
Cortisol unterstützt die Funktion von Adrenalin und Noradrenalin was den Fettstoffwechsel betrifft. Es hat also eine Auswirkung auf den Fettstoffwechsel aber auch auf den Kohlenhydrathaushalt. Es wirkt entzündungshemmend und immundepressiv. Bei einer Nebennierenrindeninsuffizienz wird nicht mehr genügend Cortisol produziert, da die Nebennierenrinde zu lange immer wieder gezwungen wurde Cortisol zu produzieren und irgendwann einfach erschöpft ist. Durch Stress und auch falsche Ernährung wie z.B. Unmengen an Koffein.
Andauernder Stress bedingt eine katabole Stoffwechsellage – das heißt unser Körper baut Muskulatur ab! Das Letzte was wir als Sportler wollen. Isolierte Kohlenhydrate begünstigen ebenfalls eine katabole Stoffwechselsituation. Zu diesen gehören: Zucker, Weißmehl sowie weißer Reis.
Statt Kaffee gibt es jetzt bei mir Kräuter-/Früchte- und grünen Tee und statt gluten-/gliadinhaltigem Getreide gibt es mehr Gemüse, Nüsse, Samen etc. und hin und wieder mein geliebtes basisches glutenfreies Jentschura Morgenstund. Ich schlafe 7-8 Stunden tief und fest und wache früh am Morgen mit so viel Energie auf, dass mir die alte Kaffee-süchtige Celia rückblickend nur noch leid tun kann.
Inzwischen sind die schlaflosen Nächste ausschließlich dann ein Thema, wenn mehrere Tage lang der Terminkalender übergequollen ist. Dafür bin ich selbst verantwortlich. Und sonst gar nichts.
Eine meiner Neuentdeckungen ist das „sprouted grain bread“ – Brot aus frisch gekeimten Körnern – das ich im Zusammenhang mit dem Verzicht auf normales Getreide erwähnen möchte. Ich kannte gekeimtes Brot bisher nur aus den Büchern „Racing Weight“ von Matt Fitzgerald, „Eat and Run“ von Scott Jurek und „Finding Ultra“ von Rich Roll. Jetzt dachte ich kürzlichst, ich könnte doch auch einmal nach gekeimtem Brot in Deutschland suchen und siehe da, ich landete bei der Backstube von Frau Edmeier: http://www.lebenskeimbrot.de/
Was ist der Unterschied zu normalem Brot vom Bäcker? Durch den Prozess des Keimens werden Kohlenhydrate ab- und umgebaut, der Vitamingehalt des Korns steigt rapide an (weil es sozusagen „zum Leben erwacht“) sowie auch der Eiweißanteil. Gekeimtes Brot ist um ein Vielfaches bekömmlicher, da beim Keimprozess auch schwer verdauliche Proteine in leichter verdauliche Aminosäuren umgewandelt werden.
Ich habe mir das glutenfreie Buchweizenbrot bei Frau Edmeier bestellt und hatte beim Laufen keinerlei Probleme nach dessen Konsum. Die Lebenskeimbrot Backstube hat aber auch eine große Auswahl an weiteren wirklich köstlich klingenden Backwaren, allesamt aus frisch gekeimtem Getreide. Es lohnt sich auf jeden Fall einmal auf Lebenskeimbrot.de reinzuschauen.
So und in diesem Sinne: Viel Spass beim Laufschuhe schnüren :)
Eure Celi